Das Bundesverfassungsgericht hat mit seinem Urteil gegen die Zuständigkeit des Bundes für das Betreuungsgeld eben jenes wieder in das Zentrum der Debatte geholt.
Und damit auch mal wieder die Diskussion um die Frage, ob das Dasein einer Hausfrau überhaupt noch zeitgemäß ist. Meine Antwort auf diese Frage ist einfach: Es soll jede(r) auf ihre/seine Art glücklich werden. Es ist nicht an mir, über richtig oder falsch zu befinden – gibt es das überhaupt? Entscheidend ist für mich, dass beide Partner (und auch die Kinder) sich wohl fühlen und alle Risiken, die das eine wie das andere Familienmodell mit sich bringen, auch von beiden getragen werden. Es darf nicht sein, dass nur einer von beiden mit nichts dasteht, wenn das Modell – aus welchen Gründen auch immer – eben nicht funktioniert.
Zur Verdeutlichung habe ich mich in eine (fiktive) Diskussion mit einer Hausfrau begeben.
Hausfrau: Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig rechtfertigen muss, weil ich nicht einer bezahlten Tätigkeit nachgehe, sondern zu Hause bei den Kindern bleibe.
Antwort: Das ist traurig und absolut unangemessen. Keine Frau, keine Familie sollte sich für ihr Lebensmodell rechtfertigen müssen – übrigens auch nicht die Frau, die arbeiten geht und ihre Kinder zur Tagesmutti oder in einen Kindergarten bringt.
Hausfrau: Ich verstehe gar nicht, was so falsch daran sein soll, als Mutter zu Hause zu bleiben.
Antwort: Es geht gar nicht um richtig oder falsch. Es geht darum, dass dieses Modell, wenn es nicht konsequent zu Ende gedacht wird, für die Frauen, also für Dich, ein einseitig hohes finanzielles Risiko birgt. Zunächst bist Du als verheiratete Frau kostenlos bei Deinem Ehemann kranken- und pflegeversichert. Ist er jedoch privat krankenversichert, ist das schon nicht mehr so: Dann muss er sowohl für Dich als auch für die Kinder Beiträge zahlen. Ein hohes finanzielles Risiko – in diesem Fall für Deinen Mann, der es bezahlen muss.
In die Arbeitslosenversicherung zahlst Du nichts ein, in die Rentenversicherung ebenfalls nicht. Die Anrechnung der Kindererziehung sowie die so genannte Mütterrente sind meiner Meinung nach „peanuts“, davon wirst Du nicht leben können. Wenn Dein Mann von seinem, Eurem einzigen Einkommen nichts in Deine Altersvorsorge einzahlt (etwa in Aktien, Investmentfonds, Immobilien oder gegebenenfalls auch Lebensversicherungen), stehst Du im Rentenalter ohne eigene Einkünfte da. Und 55 Prozent von der Rente Deines Mannes als Hinterbliebenenrente klingen auch nicht nach viel, oder?
Es gibt keine Garantien
Hausfrau: Aber mein Mann arbeitet doch, zahlt in die Sozialkassen ein und ermöglicht uns ein gutes Leben.
Antwort: Richtig. Doch glaubst Du, dass seine Rente Euch beiden später reicht? Auch wenn es danach jetzt nicht aussieht: Wer sagt Dir, dass Ihr bis dahin zusammenbleibt? Nahezu jede dritte Ehe wird irgendwann geschieden. Statistisch gesehen halten Ehen heute zwar länger, das Scheidungsrisiko steigt jedoch mit zunehmender Ehedauer deutlich:
Während das Scheidungsrisiko in den ersten Ehejahren gegenüber 1990 deutlich absank, stieg es vom 6. Ehejahr an nahezu kontinuierlich mit der Ehedauer an, im 25. Ehejahr ist das Scheidungsrisiko im Jahr 2011 nahezu doppelt so hoch wie 1990. [Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2013]
Hausfrau: Kinder halten eine Familie zusammen; wer Kinder hat, lässt sich nicht so schnell scheiden.
Antwort: Die Statistiken geben Deiner Aussage zunächst Recht – vor allem im Westen. Allerdings: Mehr als 2,2 Mio. alleinerziehende Mütter und Väter zählte 2011 das Statistische Bundesamt, und 6,2 Prozent dieser Eltern haben sogar drei Kinder und mehr. Kinder schützen also durchaus nicht vor Scheidungen.
Hausfrau: Sollte das passieren, haben die Kinder und ich einen hohen Unterhaltsanspruch.
Antwort: Es ist richtig, dass Du gegen Deinen Mann zahlreiche Unterhaltsansprüche hast: angefangen beim Kindes-, über den Betreuungs- bis hin zum nachehelichen Unterhalt. Doch es bleiben Risiken: Zum einen ändert sich die Höhe des Unterhaltsanspruchs im Laufe der Jahre, zum anderen ist damit noch lange nichts dazu gesagt, dass Dein Mann diesem Anspruch auch stets in voller Höhe nachkommt. Der Klageweg ist aufwändig und füllt das Konto auch nicht sofort. Spätestens, wenn Kinder 12 Jahre alt sind, gibt es keinen Unterhaltsvorschuss mehr vom Staat. Was machst Du dann?
Ich kenne Beispiele, da Unterhaltszahlungen ausbleiben oder gekürzt werden, etwa, weil der Mann plötzlich weniger verdient, oder selbst eine neue Familie mit Unterhaltsansprüchen hat. All das kann auch passieren, wenn Deine Kinder noch klein sind und Du aus vielen Gründen nicht arbeiten kannst oder keinen passenden Job findest. Und dann? Die Kinder, um die Du Dich kümmerst oder gekümmert hast, würden für Dich damit zu einem echten Armutsrisiko. Das ist politisch ein Skandal, derzeit aber die Lage. In der ZEIT ist dazu ein sehr ernüchternder Beitrag erschienen: Scheidung als Armutsrisiko für Hausfrauen
Hausfrau: Man kann doch nicht alles im Leben planen.
Antwort: Stimmt. Deshalb plädiere ich ja dafür, die Risiken gleichmäßig zu verteilen. Das heißt: Wenn Hausfrau, dann nicht ohne Deinen Mann. Wenn Du also bei den Kindern bleibst, solltet Ihr unbedingt eine private Altersvorsorge für Dich aufbauen. Über entsprechende Vertragsmodalitäten lässt sich hier sicherstellen, dass außer Dir keiner an dieses Geld herankommen kann.
Hausfrau: Muss ich micht jetzt schlecht fühlen?
Antwort: Keineswegs. Ich persönlich werde die Vielfalt der Lebensmodelle immer verteidigen. Ich fände es langweilig, wenn es nur einen Weg gäbe, der Familien glücklich werden ließe. Es ist aus meiner Sicht nur wichtig, dass die Beteiligten in ihrem gewählten Modell Verantwortung übernehmen, nicht nur für die Kinder, sondern eben auch für sich und den Partner. Das bedeutet: Konzentration auf sich, auf die eigene Familie. Und eben nicht darauf, sich vor anderen zu rechtfertigen oder von anderen abzugrenzen.
* Gemeint ist hier immer der jeweilige Partner, unabhängig vom Geschlecht. Im Hausfrauen-Modell geht es jedoch in der Mehrheit der Fälle um die Beziehung von Mann und Frau, daher wählte ich hier diese Schreibweise in der Headline.
Die Debatte Hausfrau oder Karrierefrau ist total unwichtig. Wenn man in einer Ehe mit Kindern ist, muss man sehen, wo man bleibt und wie man ueber die Runden kommt. Ich war beides. Es gab Phasen, in denen ich mehr als mein Mann verdiente und Phasen, in denen ich nur Hausfrau war.
Es git keine bessere oder schlechtere Mutter oder Frau. Wie man es macht, ist es verkehrt. Man muss einfach zu seiner Entscheidung stehen.
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Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich bin auch der Meinung, dass jede/r zu ihren/seinen Entscheidungen stehen muss. Mein Plädoyer geht in die Richtung, dass keiner der Beteiligten einseitig die Risiken zu tragen hat. Das gilt für jedes Lebensmodell.
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