Es ist nicht nur der Fußball an sich

Mein Herzensverein, der HSV, war zu Gast in Köln, und ich war dabei. Es war von Anfang an klar, dass ich dieses Heim-Auswärts-Spiel live würde mitverfolgen, ich habe mich sehr darauf gefreut. Das End-Ergebnis des Spiels war mit 1-2 aus HSV-Sicht nicht so doll (mehr dazu lässt sich in der HSV-Arena nachlesen, Nachtrag: Empfehlenswert auch der Blog von @heluecht, der zur ganzen HSV-Woche etwas zu sagen weiß), aber dafür war das Drumherum alles wert. Darum soll es hier gehen:

Wenn der HSV in Köln zu Gast ist, treffen sich die Fans fast schon traditionell vorab in der Kölner HSV-Fankneipe. Das organisiert der ortsansässige Fanclub „Super Hamburg Olé“, und das machen sie wirklich mit viel Engagement. So kurz vor 12 Uhr kam eine ganze Gruppe junger Leute dazu, die man schon von weitem hörte. Begleitet wurde sie von der entsprechend präparierten Polizei, was mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagt. Sie positionierten sich rund um die Kneipe in voller Montur und beobachteten das feucht-fröhliche und vor allem friedliche Treiben. Fans aus nahezu ganz Deutschland und auch aus dem Ausland (Belgien!) kamen auf ein Kölsch und – das ist der etwas seltsame Teil davon – auf jede Menge anderes Zeug. Bei manchen war es wohl schon zu viel, denn sie kippten gerne das Glas samt Inhalt gleich mal auf dem Tresen um.

Ich gebe zu: Ich hatte mit dieser Art von „Einkesselung“ nicht gerechnet und hatte mich mit meinem K1 dort verabredet – allerdings bewusst für eine Zeit, zu der wir uns dann auch auf den Weg ins Stadion machen wollten. Sie wurde von der Polizei zwar reingelassen, doch wir kamen nicht mehr ohne weiteres heraus. Wir hatten noch weitere HSV-Twitter-Freunde getroffen und wollten uns frühzeitig auf den Weg machen, um eben nicht mit der schon arg alkoholisierten Gruppe ins Stadion eskortiert werden zu müssen. Es war schwierig und kostete uns jede Menge Überredungskunst, bis man uns – wohl auch mit Blick auf mein K1 – ausließ. Netterweise konnten wir so weitere Freunde davon abhalten, in den Kessel reinzugehen.

Im Stadion selbst war die Stimmung im Gästeblock, der in Köln wirklich groß ist, von Anfang an einfach nur großartig. Null Pyro, aber viele Fahnen, viel Gesang, viel Klatschen (fragt nicht nach meinen Händen), viele Wechselgesänge. Das hörte nie auf. Wir waren viele, wir waren laut, und nicht einer hat irgendeinen Pfiff gegen die eigene Mannschaft losgelassen. Stattdessen: Riesenapplaus nach dem Spiel für die Mannschaft, die in die Kurve kam. Von Holtby „angestiftet“ kamen die Jungs direkt zu den Fans und haben einzelne Fans zum Dank für den grandiosen Support abgeklatscht – so muss das sein:

Es war überhaupt wenig Aggression im Spiel, wenngleich mich das Verhalten der Kölner Nordkurve doch irritierte. Statt die eigene Mannschaft nach vorne zu peitschen, begnügten sie sich nahezu 70 Minuten damit, Häme Richtung HSV zu kippen. „Erste Liga, keiner weiß warum“, „Absteiger“, „Auf Wiedersehn“, intensives Auspfeifen von Adler, der mit Modeste zusammengeprallt war (und übrigens dafür einen Freistoß bekam). Ich verstehe so was nicht: Wenn ich ins Stadion gehe, konzentriere ich mich auf meine Mannschaft, die andere, und erst recht deren Fans, sind mir da doch dreimal egal.

Ganz und gar nicht egal ist aber das  „Après football“. Man trifft sich auf der Stadionwiese, trinkt gemeinsam ein Bier (okay, es war Kölsch) und lässt das Spiel noch mal Revue passieren. Schnackt und albert rum, genau so:

Auch deswegen mag ich das Live-Erlebnis ganz besonders: Ich bin nicht allein mit meinen vielen Gefühlen. Manchmal ist es Freude über einen Sieg des Herzensvereins, aber manchmal eben auch Traurigkeit ob der vergebenen Chancen und des wirklich unglücklich verlorenen Spiels. Und es fühlt sich gut an, sich das alles von der Seele zu reden, zu wissen, dass andere ähnlich denken, ohne dabei rumzupöbeln oder andere, etwa die Gegner, zu beleidigen. Das Wetter tat sein übriges: Ich habe selten einen so entspannten Nach-Fußball-Nachmittag erlebt. Was ja auch immer an Leuten liegt, mit denen man dies teilt. Schade nur, dass ein paar aus Hamburg angereiste Fans es nicht zu uns schafften: Jungs und Mädels, früher losfahren und eine spätere Heimfahrt einplanen! Das lohnt sich. 🙂

Unheimliche Begegnungen der witzigen Art

Was mich übrigens immer wieder fasziniert: Vor dem Spiel treffen wir immer wieder Leute, die wir kennen (von anderen Spielen), ohne dass wir uns verabredet hätten. Den Michael hatten wir zufällig in Karlsruhe am Bierstand getroffen, in Jena standen wir plötzlich nebeneinander im Stehblock, und gestern sahen wir uns in der Kneipe. Am Einlass traf ich auf zwei „Matz-abber“ – wie wahrscheinlich sind solche Begegnungen? Unglaublich.

Und dann waren da noch Kölner, die wir Hamburger offensichtlich geschafft haben:

Wir haben uns, als sie aufwachten, supernett mit ihnen unterhalten, ein weiterer Effzeh-Fan, der übrigens der Meinung war, dass der Effzeh sehr glücklich gewonnen hätte, gab ne Runde Kölsch aus. Es geht also, und das ist es dann, was zählt. Ebenso, wie diese sportliche Geste hier:

Dem Thomas beantwortete ich übrigens vor dem Spiel einige Fragen für effzeh.com, dem Fanzine des 1. FC Köln. Wer das nachlesen möchte: bitteschön.

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Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Thomas S. sagt:

    Sehr gerne gelesen. Danke!

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