„Embrace“ und andere Frauenfragen

Ich kenne das Gefühl sehr gut, sich im eigenen Körper nicht wohlzufühlen. Aus verschiedenen Gründen, die gar nicht so wichtig sind. Viel wichtiger ist, dass ich seit dem Film „embrace“ weiß, dass ich, wie viele andere auch, mich von einem Frauenbild habe beeinflussen lassen, dem ich allein aufgrund meiner Körperhöhe nicht entsprechen kann. Ich ärgere mich sehr über mich selbst, diesem ganzen Marketing-BlaBla, diesen völlig gestörten Mode-und-Frauenzeitschriften-Dogmen zumindest Aufmerksamkeit und Einfluss auf mein Wohlbefinden zugestanden zu haben. Ich ärgere mich darüber, selbst Herbalife probiert zu haben, um dem zu entsprechen, was andere für erstrebenswert hielten. Ich ging aus dem Film, den ich sehr bewegend fand, mit einer Riesenwut im Bauch auf mich selbst hinaus. Was ja mal ein Anfang ist. Der weitere Weg heißt: Damit aufzuhören, mich zu vergleichen. Es ist völlig absurd, meinen Körper in Beziehung zu jenem anderer Frauen zu setzen. Ich muss – abgesehen von der Gesundheit – für mich selbst definieren, was schön, was Wohlfühlen, was passend ist. Wenn mir was nicht gefällt, gibt’s nur zwei Möglichkeiten: ändern oder damit klarkommen; Jammern sollte keine Option sein.

Wunderbar zusammengefasst hat das Margarete Stokowski in ihrer jüngsten Spiegel-Kolumne. Sehr wesentlich darin war für mich der Satz, dass diese ganzen Probleme der Frauen mit ihren Körpern durchaus hausgemacht sind: Wir lesen in zig Zeitschriften, wie wir unseren Körper optimieren. Zum einen sitzen tatsächlich viele Frauen in den Redaktionen, auch auf dem Chefsessel, die sich offensichtlich gegen die werbetreibende Industrie im Sinne ihrer Leserinnen nicht durchsetzen können, zum anderen kaufen wir diese bekloppten Magazine auch noch (okay, ich schon eine Weile nicht mehr, aber ich war mal Abonnentin der „Petra“!). Und schließlich: Fragen wir Frauen doch mal unsere Partner. Ich könnte mir vorstellen, dass diese überhaupt kein Problem sehen, wo wir Frauen uns (vermeintlich) schlecht fühlen.  Nicht jeder Mann steht auf den Typ Frau, den wir in der Werbung ständig sehen. Die einen mögen vielleicht androgyne Frauen, die nächsten solche Frauen, wie sie Rubens mit Vorliebe gemalt hat.

Ich bin nicht der Meinung, dass wir Frauen uns mehr lieben müssen, es geht auch eine Nummer kleiner. In Bezug auf andere achte ich immer mehr darauf, den Reflex der Urteilsbildung zu unterbinden. Und: Ich gebe das an unsere Kinder weiter. Ich sage ihnen, dass sie nicht über das Aussehen anderer urteilen sollen, weil das verletzend ist oder sein kann. Ich sage unseren Kindern, dass sie toll sind, wie sie sind. Ich hoffe inständig, dass sie mich hier als Vorbild wahrnehmen und annehmen können.

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Auf ein ganzes anderes Thema machte Daniela mich aufmerksam, das sie  hier auch verbloggt hat.

Es ist eine spannende Frage, was das sehr persönliche Bloggen einer Person mit dem Partner, mit seinem Leben macht. Dass es soweit geht, dass Freunde des Partners eben diesen damit aufziehen, sich vielleicht sogar lustig darüber machen, hätte ich nicht für möglich gehalten. Natürlich sagt das mehr über die Menschen aus, die sich so verhalten, als über den Partner des Bloginhabers. Aber das ist auch eine kleine Erinnerung daran, dass jene, die bloggen, eben eine Verantwortung haben – nicht nur für sich selbst und die Kinder (ich bin da etwas strenger zu mir als manch anderer), sondern eben auch für den Partner. Jede/r, der/die bloggt mag das anders halten, hier ist mein Mann dafür zuständig, dass das Vier-Augen-Prinzip eingehalten wird. Online stelle ich nur das, das sein Okay hat. Ich würde es mir andersherum auch so wünschen, wenn mein Mann bloggte. Ich bin im Übrigen der Meinung, dass Daniela den Begriff „schnüffeln“ ein wenig unglücklich gewählt hat: Blogs sind öffentlich, da muss niemand schnüffeln. Die, die wir bloggen, möchten ja auch gelesen werden, insofern verstecken wir unsere Blogs nicht – im Gegenteil. Mein Weg wäre ja, solche „Freunde“ direkt, sprich real, anzusprechen. Mich würde ehrlich interessieren, wo deren Problem genau liegt.

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Ich bin sehr dankbar dafür, dass unsere Kinder bei uns gemeinsam aufwachsen, und ich bin mir sehr bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Es gibt sehr viele Alleinerziehende, und dass das nur selten wirklich Spaß ist, kann ich mir vorstellen. Doch als Nicht-Betroffene stelle ich mir in der Tat ein paar Fragen, und immer habe ich das Gefühl: Ich dürfte das nicht. Ich erahne hochgezogene Brauen, Stoßseufzer, Kopfschütteln oder auch ganz viel Unverständnis, vielleicht sogar richtig böse Antworten.

Natürlich ist es immer entscheidend, wie man etwas fragt. Doch wie kann ich ehrliche Fragen stellen, wenn solche Leute, wie sie in dem Tweet beschrieben werden, so viel Porzellan zerdeppern, die Betroffenen also – durchaus nachvollziehbar – tatsächlich nur noch genervt die Augen verdrehen? Für mich wäre auch ganz wichtig, künftigen (Ehe-)Partnern mitzuteilen, wie gewisse Probleme bzw. Konflikte auch von vornherein vermieden oder zumindest weniger einschneidend gestaltet werden können. Das beginnt bei Fragen des Sorgerechts und hört auf bei der Altersvorsorge des Partners, der zugunsten der Kinderbetreuung auf Erwerbsarbeit verzichtet hat. Es geht um Geld, aber auch um Befindlichkeiten, um Gefühle und um die Einschätzung von Situationen. Und natürlich würde ich auch gerne über das Thema Verantwortung sprechen, wobei das wahrscheinlich abendfüllend wäre – zu einer Trennung gehören ja immer zwei, und ich könnte mir vorstellen, dass es viele Fälle gibt, in denen es verantwortungsvoll ist, sich zu trennen, aber eben auch solche, in denen es aus Sicht mindestens eines Betroffenen (Partner oder Kind/Kinder) verantwortungslos abläuft. Es wird deutlich: Ich habe nicht so viel Ahnung davon, und es bedrückt mich schon ein bisschen, nicht so richtig fragen zu können, da ich ja auch niemanden verletzen will. Und: Ich würde sehr gerne auch einmal die andere Seite dazu hören. Wie sieht der/die Partner/in die Trennung? Welche Verantwortung sieht er/sie für sich? Es sind so viele Fragen …

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Schließlich war da noch der Muttertag, den ich seit ein paar Jahren hier erlebe und doch aus meiner Kindheit gar nicht kannte. Über Twitter wurde ich auf einen Artikel in der Süddeutschen aufmerksam, in dem die Autorin sehr nachvollziehbar über diesen Tag schimpfte, am Ende aber sehr inkonsequent handelte.

Die Kritik von „MeisemitHerz“ kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir besprechen hier sehr deutlich und sehr oft, dass Wertschätzung für ein Mitglied unserer Familie nicht nur an einem Tag stattfinden darf. Ganz grundsätzlich. Darum machen uns die Kinder immer mal wieder kleine Geschenke und drücken auf ihre Weise aus, dass sie durchaus sehen, was sie an ihrer Mutter und ihrem Papa haben. Ich habe in diesem Jahr (unter anderem!) zum Muttertag ein hübsches Arrangement von Halloren inklusive einem Fläschchen Eierlikör von meinem Mann bekommen, und was soll ich sagen: Ich habe mich echt richtig darüber gefreut. Das war der Likör, mit dem wir auf den Klassenerhalt meines Herzensvereins HSV angestoßen haben.

Passend zum Thema Fußball: Ich habe mich über die Nachricht, dass Bibiane Steinhaus in der kommenden Saison als erste Frau Spiele der ersten Bundesliga der Männer leiten darf, sehr gefreut. Endlich! Ich fände es großartig, wenn sich das noch mehr Mädchen und Frauen zutrauten und konsequent verfolgen würden.

 

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